Ammar Al Nserat (31 Jahre) flüchtete im Jahr 2015 aus Syrien nach Deutschland. Seitdem lebt er mit seiner Familie in Göttingen. Er ist im 5. Semester des Bachelorstudienganges Medizintechnik an der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst.
Mein Bildungsweg
In Syrien habe ich Agrarwissenschaften studiert. Wegen der Ereignisse in meinem Heimatland musste ich mein Studium im Jahr 2012 abbrechen und habe im Familiengeschäft gearbeitet. Nach einigen Jahren habe ich keine Zukunft mehr in meinem Heimatland gesehen und bin nach Deutschland gekommen.
Als ich ankam, konnte ich kein Wort Deutsch. Im Integrationskurs beim Internationalen Bund habe ich dann Deutsch bis zur Stufe B1 gelernt. Nachdem ich unter großen Schwierigkeiten meine Dokumente aus Damaskus bekommen habe, konnte ich mich bei der Uni Göttingen beraten lassen, einen Intensivkurs in Deutsch machen und mir als Gasthörer verschiedene Vorlesungen anhören.
Eigentlich wollte ich gern wieder ein Studium im Bereich Agrarwissenschaften aufnehmen, aber meine Studienleistungen wurden nicht anerkannt und ich hätte ganz von vorn anfangen müssen. Außerdem hat mir die Arbeitsagentur gesagt, dass ich bessere Aussichten auf eine Arbeitsstelle im Bereich Gesundheit habe.
Weil ich mit meiner Familie nicht wieder umziehen wollte, war ich froh, dass mir eine Beraterin von NeSt den Studiengang Medizintechnik an der HAWK empfohlen hat. Ich habe auch sofort einen Platz bekommen und das BAföG reicht für meine Familie und mich.
Demnächst mache ich meine Bachelorarbeit. Das Thema ist noch nicht ganz fest, aber wahrscheinlich beschäftige ich mich mit bildgebenden Verfahren und automatisierter Diagnostik. Anschließend habe ich gute Chancen einen Job zu finden, aber vielleicht mache ich noch einen Masterstudiengang. Das weiß ich noch nicht.
Es ist nicht einfach Zeit für Studium und Familie zu finden. Meine Kinder sind noch klein und meine Frau möchte auch die deutsche Sprache und Menschen kennenlernen.
Wichtig, um in Deutschland anzukommen, ist die innere Motivation, dass du dich weiterentwickeln willst, die Sprache lernen willst. Für mich war auch wichtig mit anderen Menschen zu arbeiten und zu studieren. Sie kennenzulernen und sich gegenseitig zu helfen.
In Syrien ist es eher die Großfamilie, die dich unterstützt. Hier sind es eher Kollegen, Bekannte und Freunde. Viele von ihnen haben einen anderen kulturellen Hintergrund und eigene Meinungen. Da darf man keine Vorurteile haben.